Wissenswertes rund um den Hund: Giftköder in München
Ist es möglich, Hunden abzugewöhnen alles zu fressen, was sie draußen auf dem Boden finden? – Ja, das ist möglich!
Was wir wissen sollten
Immer wieder werden vergiftete Fleisch- und Wurststücke oder präpariert mit zerkleinerten, auch ganzen, Rasierklingen und Glassplittern von so genannten „Hundehassern“ ausgelegt. Dies geschieht immer wieder in Münchens Stadtteilen mit dessen Randgebieten gezielt auf Parkplätzen, Parkanlagen, an Ufern von Gewässern, bewachsenen Wegrändern oder an Heckenrändern und in Gebüschen, oftmals gleichzeitig in verschiedenen Regionen.
Beispiele – Vorgeschichte – Tatsachen
Von einem meiner Kursteilnehmer erfuhr ich im Herbst 2012, dass mehrere Hunde im Auto durch zur Lüftung geöffneten Fensterscheiben der Fahrzeuge vergiftet wurden, die auf Supermarkt-Parkplätzen standen. Im Herbst letzten Jahres starb der Schäferhund eines Bekannten im eigenen Garten qualvoll durch das Aufnehmen vergifteter Fleischstücke, die über die Gartenmauer geworfen wurden. Nur um ein paar grausige Beispiele zu nennen.
Die Münchner Tierrettung ist oft im Einsatz wegen vergifteter Hunde und Katzen. Tierkliniken sind auf solche Notoperationen eingestellt. 1999 gründeten wir zusammen mit einigen Hundeschulteilnehmern und in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Evelyne Menges (Stadträtin und Gründerin der Tierrettung München) den gemeinnützigen Hundesport- und Begleithundeverein „Basco“. Über diesen Verein starteten wir mehrere Initiativen, wobei eine davon mit der „Aktion Basco“ im Marienhof veranstaltet wurde. Sinn und Zweck dieser Aktion war, die Münchner Bevölkerung darauf aufmerksam zu machen, dass Hundehalter gewilligt sind, die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner mit einem Plastiktütchen zu beseitigen. Damit wollte man bewirken, dass keine Konflikte wegen Verunreinigung durch Hundekot mehr entstehen sollen und bei den Mitmenschen mehr Akzeptanz gegenüber Hundehaltern erlangt würde. In diesem Sinne fand auch eine Vorführung gut erzogener, öffentlichkeitssicherer Hunde mit deren fachkundigen Besitzern statt. Heutzutage ist es selbstverständlich, dass beinahe jeder Hundehalter mehrere Tütchen mit sich führt, um das „große Geschäft“ ihrer Hunde zu beseitigen. Leider sind deswegen die Hundehasser nicht weniger oder ungefährlicher geworden. Nachrichten bestätigen, dass Hundehasser nicht nur im Münchner Raum tätig sind, sondern europaweit verstreut. Ja, man sagt: es sind Hundehasser am Werk. Aber wer sind diese Hundehasser unter uns? Menschen die Hunde nicht mögen sind nicht gleich pauschal auch Hundehasser. Es sind Menschen die keine Gefühle gegenüber Hunden besitzen, Kriminelle, die ernsthaft zu bekämpfen wären. Im Jahr 1999 meldete sich eine Frau mit ihrem Bayerischen Gebirgsschweißhund-Mischling aus dem Tierheim bei mir zum „Grundkurs-Stufe 1“. Durch das Training wurde zwischen den beiden die Bindung verstärkt und am Ende des Grundkurses waren sie bereits ein vertrautes „Team“. Stolz erzählte Sie, wie dieser Hund ihre Tochter mit Knurren, heftigem Pfoten-Türkratzen und aggressivem Gebell geschützt hatte, als sie allein zu Hause war und ein fremder Mann die Haustüre mit Gewalt öffnen wollte. Der Jagdhundmischling bellte so lange, bis der Mann vertrieben und verschwunden war. Am letzten Schulungstag des Grundkurses sollte unsere damalige interne Prüfung stattfinden. Wer aber nicht erschien, war die Halterin mit ihrem mutigen Jagdhundmischling: ihr Hund erlag einer Vergiftung, gleich nach einem Spaziergang. Leider waren die Übungseinheiten für das “Nicht-vom-Boden-Fressen” erst im darauf aufbauenden „Grundkurs-Stufe 2“ vorgesehen.
Zur Sache
Wie also sollen und können wir unsere Hunde beim Gassi gehen vom Fressen auf dem Boden abhalten und damit schützen?
Manche Hundehalter führen ihren Vierbeiner nur noch mit Maulkorb aus. Dies ist nicht die ideale Lösung, zumal die betroffenen Hunde nicht einmal Gras zum Magenordnen rupfen können. Von nichts kommt nichts. Es kostet schon einige Mühe und Übung, die sich jedoch lohnen wird, wenn „Frauchen“ und „Herrchen“ dieses Problem erfolgreich angehen möchten. Hierzu ist die Anerkennung des Hundes gegenüber seinem Menschen drinnen wie draußen nötig und das funktioniert nur über effizient erlernte Unterordnungsschulung.
Alle schrecklichen Tatsachen veranlassten mich, ein neues Konzept zum Schutz des Hundes, eingebaut in die Hundeausbildung zu erarbeiten. So entstand mein spezieller „Junghunde-Erziehungskurs“. Mit diesem Kurs wird die Basis über bewusstes und unauffälliges Verhalten in der Öffentlichkeit erarbeitet sowie lebensnotwendiges Verhalten des Hundes, u. a. „nicht selbstständig- allein Straßen überqueren“ und – „Nichts vom Boden fressen“ – zusammen mit ihren Besitzern antrainiert und die Hundehalter dabei geschult und informiert über die korrekte Führung ihrer Hunde im Straßenverkehr und Parkanlagen.
Astrid Cordova und Dr. Evelyne Menges (Stadträtin und Gründerin der Tierrettung München)
Für Hunde ist es „normal“, zu fressen was sie auf dem Boden finden, und die „Gefräßigsten“ unter den Hunden mit gewohnten Fresserfolgen draußen werden von sich aus nicht selbst „irgendwann damit aufhören“ , wie einige Hundehalter sich das gerne wünschten. Zurzeit besteht ein Trend mit dem Motto „Hunde sollen glücklich sein“. Damit wird oftmals verstanden, auf die Führung und Erziehung ihrer Hunde zu verzichten. Tatsache ist, dass viele Hundehalter nicht in der Lage sind ihre Hunde zu beeinflussen um verhindern zu können, wenn diese ihrem Fresstrieb nachgehen und sich weiter z. B. in Gebüschen ungestört „bedienen“ was sie da finden. Dabei handelt es sich oftmals um Hemmungen von Hundehaltern, ihre Vierbeiner in der Öffentlichkeit etwas lauter zu tadeln oder zu korrigieren.
Einige Hundebesitzer gehen spazieren ohne zu registrieren, was ihre Hunde hinter ihnen oder weit entfernt – außer Sichtweite – gerade treiben. Die Prävention wird ignoriert weil die Akzeptanz des Hundes gegenüber ihrer Bezugperson fehlt. Einige Male passierte es schon, dass ich „Fressalien“ für meine Junghunde auslegte, um ihnen zu lernen, diese zu ignorieren und nicht aufzunehmen, währenddessen ein freilaufender Hund heranstöberte und blitzschnell verschlang, was ich eben ausgelegt hatte, ohne dass dies sein Besitzer bemerkte. Hunde, die alles fressen sind gesundheitlich gefährdet und gefährden auch die Gesundheit der Kinder im gleichen Haushalt mit eventueller Übertragung von Parasiten und anderer Krankheiten. Unerzogene Hunde verursachen bei deren Hundehaltern ständige Ängste, sie könnten irgendwann was Schlimmeres erwischen. In meinen Junghunde-Erziehungskursen lernen die Hunde mit ihren Haltern „nicht vom Boden fressen“ durch gezielte Übungen mit an verschieden Stellen ausgelegten „Köstlichkeiten“ wie zum Beispiel Leberwurstsemmeln, Salamischeibchen, Käsestückchen, Schinken, Fleischbrocken und sogar rohem Pansen. Die Hunde lernen solche Verlockungen selbständig zu ignorieren, als wäre das nie anderes gewesen. Dabei lernen auch die Hundehalter aus der Entfernung die Körpersprache ihre Hunde besser zu erkennen und zu „lesen“. Oft berichten mir Hundehalter, wie schnell ihre Hunde plötzlich draußen zu ihnen eilen und sich vor sie setzen, weil sie ein „Leckerli“ erwarten. Sie hatten etwas Fressbares gefunden und „ignoriert“! Die Belohnung dafür gibt es bei Ihren Bezugpersonen. Andere berichten, dass ihre Hunde keinerlei Interesse zeigen, als ob das immer so gewesen wäre. Wenn ich zurückblicke, ist seit meiner Ausbildungsmotivation und Schulung, mit dem Ziel Straßenverkehrsunfälle durch Hunde zu vermeiden und durch gezieltes Training, dass ausgelegte „Köder“ und damit die von Hundehassern, nicht von Hunden gefressen werden, kann ich mit höchster Zufriedenheit feststellen und bin stolz darauf, dass kein einziger der von mir vollständig ausgebildeten Hunde deswegen leiden oder gar ableben musste. Mit hundefreundlichen Grüßen,